Durchs Burgenland (13.8.2020)
13. August 2020, Donnerstag
Voller Tatendrang beginne ich Tag drei meiner Fünftagestour nach Österreichs Norden und "fernem" Osten. Zum äussersten Punkt, dem Braunsberg an der Grenze zur Slowakei, nehme ich die Stadtautobahn aus Wien heraus und fahre nach etwa halbem Weg ab Fischamend auf der Hainburgstrasse in derselben Richtung weiter nach Osten.
Wettlauf gegen das Gewitter...
Mit dem Nachweisbild in der Tasche verlasse ich so schnell wie möglich den Berg, um im nächsten Dorf nach einer Bleibe für die Nacht zu suchen - in der Hoffnung, es noch vor dem Gewitter zu schaffen. Booking.com bringt mir etliche sehr, sehr günstige Vorschläge ganz in der Nähe, aber bei genauerer Betrachtung sind die alle auf der anderen Seite der Grenze - in Ungarn. Unter normalen Umständen wäre das super gewesen, aber in Coronazeiten mit den ganzen Einschränkungen kann ich es unmöglich riskieren, innerhalb der Zeit meines Engagements Österreich zu verlassen und schlimmstenfalls in Quarantäne gehen zu müssen. Aber in der ganzen Umgebung scheint es sonst kaum andere Übernachtungsmöglichkeiten zu geben, abgesehen von einem 4-Sterne-Hotel ausserhalb meiner Budgetlimite. Mangels Restaurants in diesem Dorf am Strassenrand stehend tippe ich eine Möglichkeit nach der anderen durch, bis ich endlich bei Booking.com ein bezahlbares Angebot gut 20 km von hier finde, welches ich sofort buche. Sogleich mache ich mich westwärts auf den Weg zum Gasthof Sonnenterrasse in Litzelsdorf, direkt auf die schwarze Gewitterfront zu, welche sich ihrerseits auf mich zubewegt. Nun ist einfach die grosse Frage, wer von uns beiden den Gasthof zuerst erreicht...
...und Handyprobleme
Da ich mein Handy als Navi benutze, wird es problematisch, wenn's regnet und ich auf das Navi angewiesen bin. Deswegen hoffe ich nicht nur, dass ich es vor dem Gewitter, sondern wenn möglich auch vor dem Regen in den Gasthof schaffe. Dieser kleinere Wunsch geht aber leider nicht in Erfüllung, und schon bald fallen die ersten schweren Tropfen - auf meinen Helm, auf die Honda, und aufs Handy. Es ist klar: An diesem Problem muss ich noch arbeiten.... Im Moment jedoch bleibt mir nichts anderes, als das Gerät während der Fahrt mit der Hand so gut wie möglich zu schützen und das Wasser immer wieder abzustreifen. Die Route ist ein ewig langer Zickzackkurs quer durch die Gegend, alle paar hundert Meter kommt eine Abzweigung oder Kreuzung, sodass ich mir unmöglich den ganzen Weg einprägen kann. So fahre ich von einem Dorf zum nächsten und freue mich, wie ich das zweitletzte erreiche.
Bis jetzt meine grösste Herausforderung
Dass der schwierigste Teil erst jetzt beginnt, war allerdings aus der Route nicht ersichtlich. Die Strasse wird ab hier zu einem Feldweg und führt in unzähligen Kurven und sogar Kehren durch einen Wald. Es ist stockfinster, das Licht meiner kleinen Honda - einer ihrer Schwachpunkte - gibt wirklich nicht viel her, der Boden ist uneben und stellenweise mit Schlamm und Ästen überzogen und der Regen auf dem Visier tut den Rest. Ich konzentriere mich nur noch auf den Boden vor mir und kämpfe mich Meter um Meter vor. Wenn mir nur das Handy jetzt nicht aussteigt, denke ich und bete. Die Intervalle zwischen Blitz und Donner werden immer kürzer, das Gewitter ist jetzt wirklich sehr nah, aber auch ich nähere mich meinem Ziel. Nach einer gefühlten Ewigkeit endet der Wald endlich und nach ein paar Feldern erreiche ich wieder die ersten Häuschen. Jetzt bin ich fast da - und bin doch so am Anschlag, dass ich tatsächlich im letzten Moment noch eine falsche Abzweigung erwische. Nachschauen, umkehren, und dann den richtigen Weg einschlagen! Als ich in die Einfahrt des Gasthofes einbiege, kommt mir die Wirtin entgegen und öffnet die Tür eines Schuppens, wo ich mit meiner nassen Honda hineinfahren darf. So schnell wie möglich trockne ich das Gröbste ab, schnappe mir meinen Rucksack mit den Utensilien für die Nacht und spute zum Eingang des kleinen Hotels, als in genau diesem Moment ein mächtiger Blitz und wenige Sekundenbruchteile danach ein riesen Donnerknall bestätigen, dass auch das Gewitter in Litzelsdorf angekommen ist.
Wow! Das war knapp! Wie bin ich froh, die nassen Stiefel und Töffkleider abzulegen und mich ins warme Restaurant setzen zu können. Beim Blick auf mein Handy stelle ich fest, dass es sich wegen der Feuchtigkeit selbst ausgeschaltet hat und sich nun wohl eine längere Auszeit nimmt. Zum Glück ist das nicht früher passiert! Und zum Glück sind alle meine Fotos auf dem Zweithandy, welches in solchen Notfällen mit der Simkarte des anderen zum Kommunikationsmittel und zum Navi wird.
Obwohl die Küche eigentlich geschlossen ist, bereitet mir die Wirtin noch eine riesen Brotscheibe mit Liptauer zu und serviert dazu den obligaten weissen Spritzer.
Auch wenn es draussen tobt wie verrückt - für mich scheint da drinnen die Sonne!
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